Was ist eigent­lich Yoga Nidra?

Yoga Nidra nennt man nicht umsonst die Königin der Entspannungstechniken. Allerdings geht sie über Entspannung hinaus.

Yoga Nidra ist weit mehr als eine Tie­fen­ent­span­nungs­tech­nik, als die der yogi­sche Schlaf ger­ne ver­mark­tet wird. Yoga Nidra ist eine yogi­sche Tech­nik, die den Prak­ti­zie­ren­den ursprüng­lich auf sei­nem spi­ri­tu­el­len Weg wei­ter­brin­gen soll­te, indem der Geist geklärt und Medi­ta­ti­on mög­lich wur­de. 

Das Sans­krit­wort „Nidra“ bedeu­tet Schlaf. Die indi­schen Yogis mein­ten mit Schlaf aber nicht nur den traum­lo­sen Schlaf, in dem wir kein Bewusst­sein haben, son­dern eben auch alle Zustän­de zwi­schen dem Tief­schlaf und dem abso­lu­ten Wach­sein. Die­ser Zustand zwi­schen den Rea­li­tä­ten, wie ich ihn ger­ne bezeich­ne, spielt bei Yoga Nidra eine Haupt­rol­le.

Inso­fern ist Yoga Nidra nicht nur die Tech­nik, son­dern meint die­sen spe­zi­el­len Zustand, in dem sich das Bewusst­sein ver­än­dert und tie­fe Hei­lung mög­lich wird. In die­sem Zustand kommt der Kör­per in einen Zustand abso­lu­ter Tie­fen­ent­span­nung und lässt los.

Wie wirkt Yoga Nidra?

Yoga Nidra ent­spannt auf fol­gen­den Ebe­nen:

  1. Kör­per­li­cher Ebe­ne:
    Die Ske­lett­mus­ku­la­tur ent­spannt sich, was Schmer­zen lösen kann, die von Ver­span­nun­gen her­rüh­ren. Yoga Nidra wirkt auch aufs vege­ta­ti­ve Ner­ven­sys­tem und sti­mu­liert den Vagus­nerv in spe­zi­el­ler Art und Wei­se, sodass der Kör­per sich im Ent­span­nungs­mo­dus befin­den, Ent­span­nungs­hor­mo­ne aus­schüt­tet und sich rege­ne­riert.
  2. Emo­tio­na­le Ebe­ne:
    Yoga Nidra stellt einen Zustand her, in dem die Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Emo­ti­on auf­ge­löst wird und sie den Kör­per ver­las­sen kann.
  3. Men­ta­le Ebe­ne:
    Auf die­ser Ebe­ne kommt vor allem das Gedan­ken­cha­os zur Ruhe und der Geist hört damit auf, sein selbst erschaf­fe­nes, kon­ti­nu­ier­li­ches Dra­ma auf­recht zu erhal­ten. Die ich­be­zo­ge­nen Gedan­ken stel­len sich ein. Es ent­steht heil­sa­me Ruhe.

Was geschieht wäh­rend Yoga Nidra im Gehirn?

Gehirn­ak­ti­vi­tät kann mit­hil­fe einer Elek­tro­en­ze­pha­logra­fie (EEG) nach­ge­wie­sen wer­den und zeich­net die Span­nungs­schwan­kun­gen auf. Die­se Span­nungs­schwan­kun­gen wer­den in Hertz (Hz) ange­ge­ben. Je nach­dem ob wir gera­de wach sind oder schla­fen, ob wir aktiv oder ent­spannt sind, ver­än­dern sich die­se Wel­len. 

Beta: In die­sem Bewusst­seins­zu­stand sind wir voll­stän­dig wach. Die Wel­len schwin­gen am schnells­ten.
Alpha: Das Gehirn befin­det sich in leich­ter Ent­span­nung. Die Wel­len ver­lang­sa­men sich. 
The­ta: Im The­ta­zu­stand befin­den wir uns im leich­ten Däm­mer­schlaf. Wir neh­men nicht mehr alles bewusst wahr und Traum­bil­der kön­nen auf­tre­ten. Die Wel­len schwin­gen sehr lang­sam.
Del­ta: Hier befin­den wir uns im Tief­schlaf, in dem wir kein Bewusst­sein mehr über uns selbst, Raum oder Zeit haben. Lang­sams­te Wel­len­be­we­gun­gen.

Am Anfang der Yoga Nidra Übung befin­det man sich weit­ge­hend im Alpha-Bereich, in dem sich der Kör­per zu ent­span­nen beginnt und die Gedan­ken lang­sam zur Ruhe kom­men. Im Ver­lauf der Übung befin­det man sich aber auch immer wie­der im The­ta-Bereich. In die­sen Zustän­den rege­ne­riert sich der Kör­per und Schlaf­druck wird abge­baut. Vie­le Prak­ti­zie­ren­de haben hier den Ein­druck, ein­ge­schla­fen zu sein, weil sie das Bewusst­sein in die­ser Zeit teil­wei­se ver­lie­ren. Eini­ge Teil­neh­mer berich­ten hier auch von Traum­bil­dern oder früh­kind­li­chen Erin­ne­run­gen, die sie bei vol­lem Bewusst­sein vor dem inne­ren Auge gese­hen oder erle­ben. Sol­che Erfah­rungs­be­rich­te lie­fern Hin­wei­se dar­auf, wor­auf wir in die­sem The­ta-Zustand Zugriff haben: Auf unser Unter­be­wusst­sein. 

Wäh­rend Yoga Nidra haben wir gezielt Zugriff auf unser Unter­be­wuss­tes – ähn­lich wie in der Hyp­no­se. Im Detail zu erklä­ren, wie man hier Ein­fluss aufs Unter­be­wuss­te neh­men kann und wel­chen Mehr­wert die­se Arbeit hat, wür­de den Rah­men die­ses Arti­kels aller­dings spren­gen.

Wich­tig zu wis­sen ist: Yoga Nidra ist ein äus­serst poten­tes Tool und eine wun­der­ba­re Pra­xis für alle, die sich in der Tie­fe mit sich selbst aus­ein­an­der­set­zen und sich hei­len wol­len. Ich bie­te immer wie­der Work­shops im Bereich Yoga Nidra an. Ich habe ein Buch über Yoga Nidra in der Schwan­ger­schaft geschrie­ben, wel­ches du hier bestel­len kannst. Und hier kannst du einen Arti­kel über Yoga Nidra geschrie­ben, der sich viel­leicht inter­es­sie­ren wird.